Tipps für den Einkauf: Fisch ohne Gift – welchen kann man noch essen?

Fisch galt immer als besonders gesund … Eisen, Eiweiß und Vitamin B12, um nur drei Argumente zu nennen. Inzwischen erscheinen mir diese Argumente als lächerlich. Vor allem, was den Massenfisch betrifft, den man so im Supermarkt kaufen kann. Warum?

 

Fisch ohne Gift - nicht einfach zu finden

Giftstoffe

Fisch ohne Gift zu finden, ist gar nicht so einfach. Du kaufst beim Supermarkt mit ziemlicher Sicherheit leckere Beigaben wie Ethoxyquin, Quecksilber oder auch genau jene Weichmacher mit, die Du bei Plastik so vermeidest. Unsere Meere ersticken in Plastik, die Fische fressen die Mikroplastik-Partikelchen. Es wäre blauäugig, würden wir annehmen, dass die im Plastik enthaltenen Giftstoffe nicht auf die Fische übergehen, die ja mittlerweile in Plastikmeeren schwimmen und leben. Da vermeiden wir Behälter oder Flaschen aus Plastik, weil diese giftige Weichmacher enthalten – und dann futtern wir eben diese Weichmacher mit dem Seelachsfilet in uns hinein.

 Zu Ethoxyquin, einem fiesen Pestizid, gehen schon seit Jahren ziemlich beängstigende Berichte durchs Netz. Fisch ist laut Greenpeace stark belastet mit diesem Pestizid – und zwar vor allem der Fisch aus Aquakulturen, wie die Fischzuchten heißen. Das Gift gelangt über das Futter in den Fisch. Greenpeace hat DIESES Gift vor allem in konventionellen Aquakulturen gefunden. Bio-Zuchten verwenden vermutlich anderes Futter. Hier gibt es die genauen Infos direkt von Greenpeace dazu:

Fisch ohne Gift: Sei zickig und wählerisch! Lieber weniger, dafür wirklich gute Qualität

Je nach Herkunft, Haltung und Art des Fisches ist die Belastung unterschiedlich hoch. Würde ich Fisch essen, dann würde ich konventionellen Fisch meiden. Ebenso würde ich im Restaurant auf keinen Fall mehr ein Fischgericht bestellen. Gute Qualität bedeutet für mich übrigens auch, dass die Tiere artgerecht leben dürfen. Massenproduktionen erreichen diese Qualität niemals. Das ist genauso wie in jeder Massentierhaltung. Sobald Du etwas davon kaufst, kaufst Du Angst, Leid und Schmerzen mit dazu – auch das sind Giftstoffe, die niemanden nähren.

Strahlung

Dass Fukushima brannte, ist nun schon einige Jahre her. Damals ist eine ganze Menge Strahlung in den Pazifik gelangt. Und das hatte Auswirkungen auf die Fischbestände dort. Den Fischereikonzernen war das allerdings eher schnuppe. Es wurde fröhlich weiter gefischt und in alle Welt verhökert.

In der Zeit nach dem Unglück hat sich die EU-Kommission beeilt, die Grenzwerte für Strahlung zu erhöhen. Damit konnten wir Konsumenten wieder „ohne Gefahr“ Fisch aus dieser Gegend essen. ;) Kleiner Hinweis: Das war gerade Ironie. Es war natürlich gefährlich, den Fisch aus diesem Fanggebiet zu essen. Es hat nur keiner darüber gesprochen. Gefährlich ist es auch heute noch, und auch das sagt keiner. Ich mein, das Zeug, das aus dem Atomkraftwerk damals ausgetreten ist, hat eine Halbwertszeit von mehreren zigtausend Jahren. Und wir meinen, dass das Wasser dort nicht mehr strahlt? Echt jetzt? Aha, und Fische, die in dem verseuchten Wasser leben müssen, sind vollkommen gesund und munter? Ne, das kann mir keiner erzählen, sorry.

Achte auf das Fanggebiet

Von den Gebieten 67 und 61 ist abzuraten. Sie stehen für den Pazifik. Die Fanggebiete müssen auf abgepackten Fisch angegeben werden. Das ist ähnlich bindend wie die Zutatenliste bei Fertigprodukten oder der Stempel auf den Eiern. Jeder Fisch hat so eine Art Codierung, aus der man (wenn man weiß, wie) genau  ersehen kann, woher der Fisch kommt und wann er gefangen wurde. Wenn Du offenen Fisch kaufst, dann bleibt Dir nichts anderes übrig, als nachzufragen. Dein Fischhändler müsste diese Informationen eigentlich parat haben. Wenn nicht – lass die Finger weg. Dann stimmt was nicht.

 Wie Du den Code auf den Verpackungen der Fische im Handel zu deuten hast, erklärt diese Übersicht .

Wer es lieber grafisch mag, bitte sehr. Hier ist ein Link zu einer interaktiven Karte, mit der Du Dir die Fanggebiete genauer anschauen kannst. Die Karte stammt vom Fisch-Informationszentrum e.V.: FAO-Karte

Fisch ohne Gift Fanggebiete

Wie mit den Grenzwerten für Strahlen gepokert wird, um die Verbraucher in Sicherheit zu wiegen: https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/eu-kommission-erhoeht-strahlengrenzwerte-fuer-lebensmittel-aus-japan

Der zuvor genannte Artikel ist zwar schon etwas älter und bereits im Greenpeace-Archiv gelandet, dennoch ist er nach wie vor aktuell. Das zeigen die folgenden zwei Artikel von Greenpeace ziemlich deutlich.

Katastophaler Wasserschaden

Gefährliche Mythen

Übrigens ist auch die Nordsee nicht besonders clean, was Strahlung angeht. Dort wurden über Jahre hinweg viele tausend Tonnen Atommüll verklappt. Weiß nur keiner:

Atommüll in Nordsee, Ostsee und im Nordatlantik

Nur, um es klar anzusprechen: Dies ist kein Artikel, der über Atomkraft wettert. Dies ist ein Artikel, der Dir helfen soll, Fisch zu finden, der nicht wie ein Glühwürmchen strahlt. Deshalb habe ich diese Artikel hier verlinkt.

Überfischung

Schon 2016 mahnte Meeresbiologe Dr. Rainer Froese, dass über 28 Prozent der weltweiten Speisefischbestände „überfischt“ sind. Der WWF meldet aktuell einen weltweiten Anteil von 33 bis 34 Prozent. Im Mittelmeer und im Schwarzen Meer – also in Europa – werden laut WWF von der FAO sogar über 60 Prozent als „überfischt“ klassifiziert. Das heißt, da wird mehr rausgenommen, als nachkommt. Und es wird eher schlimmer, denn besser. Fabrikschiffe durchkämmen die Meere und lassenoft nichts zurück außer Wüste. Alles was nicht verkauft werden kann, wird weggeschmissen, wieder zurück, weil das Meer die preiswerteste Entsorgungsanlage ist.
Auf Dauer gesehen rotten wir durch Fischstäbchen und Co. die Meeresbewohner aus. Plastik und all der andere Abfall des Menschen erledigen den Rest. Was das für die  Umwelt bedeutet, kann keiner genau abschätzen. Nur eines ist klar: Wenn die Umwelt hops geht – hopsen wir mit. Und zwar endgültig. Ganz einfach.

Hier findest Du weitere Infos zum Thema Überfischung:

Überfischung: Bald drohen uns leere Meere

Ein (etwas älteres, aber echt interessantes) Interview mit Dr. Rainer Froese vom Helmholtz-Institut für Ozeanforschung zu den Auswirkungen der Überfischung:

„Das Ausmaß war nicht bekannt“

 Ein Artikel über mobile Fischereifabriken:

Fischereimonster

Fisch ohne Gift Einkaufstipps

WENN Fisch, dann regional, bio und bewusst

WENN Du Fisch kaufst, dann kaufe regionalen Fisch – direkt vom Fischer, wenn es geht. An den heimischen Seen gibt es viele Fischer, die in die Hand verkaufen. Dort ist die Gefahr noch vergleichsweise gering, dass Gifte, Strahlung oder Überfischung überhand nehmen.

 Wohl gemerkt: Ich sag nicht, dass jeder böse ist, der Fisch isst. Aber ich sag, dass WIR alle die Umwelt in die Kaufkriterien aufnehmen müssen. Und zwar schnell. An erster Stelle. Das geht einher mit den Giften und der Strahlung. All das hängt zusammen. Erst an zweiter Stelle dürfen Geschmack und Preis stehen.

 Dummerweise ist es bei Fisch ist es für Konsumenten vergleichsweise schwierig, anständige Informationen beim Kauf zu bekommen. Du darfst genau schauen. Und Du darfst unangenehme Fragen stellen, grins. Cool oder?

 Schau genau, was Du denn da kaufst. Achte beim Kauf auf folgende Punkte:

  • Wo kommt der Fisch her?
  • Welches Fanggebiet?
  • Konventionell oder bio?
  • Wie wurde der Fisch gehalten – Aquakultur, Wildfang, etc?
  • Welche Aquakultur-Methode wurde angewendet?
  • Welche Fangmethode wurde angewendet?

Weitere Hinweise findest Du im Netz. Leider ist das tolle Fischratgeber-Poster von Greenpeace nicht mehr online. Dafür gibt es einen Einkaufsratgeber vom WWF, der einige der dringlichsten Fragen löst:

WWF Fischratgeber

Grundsätzlich gilt jedoch: Die meisten Antworten auf die genannten Fragen kannst Du aus der Verpackung und dem aufgedruckten Code direkt beim Einkauf ersehen. Die anderen Punkte müsste Dir der Händler beantworten können. Wenn nicht: Lächeln, Danke sagen, umdrehen und – raus aus dem Laden.

Alternativen zu Fisch

Dann lieber auf Alternativen zurückgreifen. Zum Beispiel kann man aus Karotten einen Fake-Lachs herstellen, der an das Original ziemlich nah herankommt. Rezepte gibt es im Netz. Zum Beispiel dieses hier:

Veganer Lachs aus Karotten

#2 Veganer Lachs

4 Kommentare

  1. Interessanter Artikel. Ich versteh das mit den Fanggebieten 67 und 61 nicht ganz. Kann mir hier jemand weiterhelfen warum man Fische aus diesen Fanggebieten meiden sollte?
    Vielen Dank

    • Hallo Helmut,
      naja, 67 und 61 sind die Nummern, die kennzeichnen, dass der Fisch aus dem Pazifik kommt.
      Fukushima liegt in Japan, Japan im Pazifik. Es gibt immer wieder Berichte, dass immer noch Radioaktivität aus dem kaputten AKW in den Pazifik gelangt. Inwieweit das stimmt oder nicht, mag ich nicht beurteilen, ebenso wenig kann oder mag ich beurteilen, inwieweit eine etwaige Strahlung auf die Fische übergegangen ist und für uns gesundheitsschädlich ist. Berichte wie jener aus dem Frühjahr 2021, dass Japan nun mehr als eine Million Kubikmeter gefiltertes Kühlwasser „kontrolliert“ in den Pazifik ablassen will, machen die Sache allerdings nicht besser. Sie bringen mich als Verbraucherin ohne spezielle Kenntnisse in diesem Gebiet auch zehn Jahre nach der Katastrophe dazu, den Fisch aus dieser Region nicht zu kaufen – vorsichtshalber quasi.

      Hier ist ne animierte Karte von Geomar (Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel) über die Verteilung auf zehn Jahre hinweg. Die ist von 2012 und ich hab keine Ahnung inwieweit das korrekt dargestellt ist (ich gehe davon aus, aber man möge mich bitte verbessern, falls diese Quelle nicht seriös ist). Fakt ist: All diese Punkte reichen für mich, um von Fisch im Pazifik abzusehen.

      https://www.geomar.de/fileadmin/content/entdecken/filme/Pressemitteilung_animation.mov

  2. Ein wirklich interessanter Artikel. Ich bin seit Jahren Vegetarier, aber in letzter zeit habe ich einen Heißhunger auf Fisch bekommen. Das liegt meiner Meinung nach nicht am Geschmack, sondern wahrscheinlich eher am Jod, Folat und den B-Vitaminen. Da muss ich wohl derzeit einen Mangel haben. Daher Wäre für mich Karottenlachs nicht die gesuchte Alternative. hast du eine Idee, mit welchen pflanzlichen Lebensmitteln man am besten Fisch als Vitamin/Mineralstofflieferant ersetzen kann? Ich will ihn aus ethischen Gründen nicht essen und so wie sich das darstellt, sollte man es aus gesundheitlichen schon gar nciht tun.

    • Hi Christina,
      hm, ich würde es mal mit Algen probieren – Noriblätter, Spirulina, etc.
      Es gibt zb Algensalat und Algenspaghetti im Bioladen. In diese Richtung würde ich an Deiner Stelle recherchieren.
      Wir streuen uns die Norialgen geschreddert oft aufs Butterbrot.
      Ist nicht so mein Ding, aber meine Tochter liebt das. :) Ich streu mir lieber Brennnesselsamen vermischt mit Schwarzkümmelsamen aufs Butterbrot. Aber jeder ist anders, nech? Algen enthalten auf jeden Fall Jod und B-Vitamine. Wie immer ist ein Verzehr in Maßen ratsam. Aber das gilt ja auch für Fisch.;)

      Dann kannst Du einen Teil der Nährstoffe aus dem Fisch mit Hülsenfrüchten ersetzen, viel Eisen…
      Für Omega 3 ist eventuell Leinöl, Hanföl interessant. Die Hanfsamen geschält sind für uns seit Jahren übrigens eines der wichtigsten Würzmittel.

      Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Tipps geben.
      LG Gabriele

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