Die Hauptzutat für diese beiden „Cocktails“ hast Du in Deinem Garten – oder Du findest sie im Wald. Sie kostet nichts und es gibt sie in Hülle und Fülle: die Brennnessel.
Jetzt im Frühjahr ist sie ganz besonders gut. Noch recht klein, aber gerade diese Triebe schmecken wunderbar. Du holst Dir damit echte Powerpakete in die Küche.
Wenn Du mittags einen Energieschub brauchst, ist ein Frischsaft aus Brennnesseln genau richtig. Nichts anderes sind diese Cocktails nämlich im Prinzip – nur halt um ein paar leckere Zutaten erweitert.
Hier sind zwei schnelle Cocktail-Rezepte mit Brennnessel, wie ich sie ganz besonders liebe:
Nesselcocktail á la „Bloody Mary“ ;)
Das ist die pikante Version des Nesselfrischsafts. Lass Dich überraschen …
Das brauchst Du:
– Longdrinkglas
– eine Handvoll Brennnesselspitzen
– Wasser
– eine Stange Staudensellerie
– ein paar Spritzer Zitronensaft
– Cayennepfeffer oder Galgant
– Pfeffer
– Meersalz
– ein Spritzer gutes Olivenöl
– Liebstöckel
– Eiswürfel
So wird’s gemacht:
– Den Staudensellerie waschen und die Enden abschneiden.
– Die Brennnesseln waschen (am besten mit Handschuhen) und zusammen mit dem Wasser und allen Zutaten in den Mixer geben. Die Blätter sollten gut bedeckt sein mit Wasser, aber im Prinzip gibt es keine festen Mengenangaben – je weniger Wasser, desto intensiver der Brennnesselgeschmack.
– Alles gut durchmixen – auf höchster Stufe. Ich mixe meine Nessel-Cocktails immer mindestens zwei Mal 90 Sekunden in unterschiedlichen Geschwindigkeiten.
– Danach kannst du entscheiden: Entweder Du trinkst den Saft mit allen Bestandteilen oder Du gibst ihn durch ein Sieb. Dann bekommst du einen dünneren Saft, halt ohne die Faserstoffe.
– Noch einmal gut durchrühren und abschmecken, das Feintuning quasi.
– Das Glas mit Eiswürfeln füllen. Und den Saft ins Glas füllen.
– Die Selleriestange ins Glas stecken und den Drink servieren.
Tipps und Varianten:
– Wie Du siehst ist der Brennnessel-Cocktail á la „Bloody Mary“ richtig heftig dunkelgrün. Lass Dich nicht abschrecken. :) Ohne die Gewürze schmeckt er so dunkelgrün wie er aussieht. Mit Gewürzen aber, ist er echt lecker. Ehrenwort.
– Wenn Du Knoblauchrauke oder Bärlauch dazu gibst, bekommt der Drink einen sanften Knoblauchgeschmack.
– Zitronenmelisse verleiht dem Drink einen frischen Zitronenkick zusätzlich.
– Wenn Du ein wenig Bitter im Cocktail haben willst, dann gib Löwenzahnblätter mit dazu.
– Das Originalrezept für „Bloody Mary“ ist mit Worcestershiresauce. Ich mag die nicht besonders, aber sie passt dazu. Du kannst wählen. :)
– Du könntest auch noch einen Löffel Hefeflocken hineinrühren. Sie haben einen würzigen Geschmack und die Welt sagt, sie liefern B-Vitamine. Falls es Dir nur um den Maggigeschmack geht oder Du keine Hefeflocken verwenden magst, nimm Liebstöckl.
– Auch lecker ist es, wenn man einen Spritzer Pflanzensahne mit in den Drink gibt. Der Farbe tut es auf jeden Fall gut, denn das dunkle Grün könnte den ein oder anderen schon erschrecken. ;)
– Dieser Cocktail ist sehr pikant. Das ist der Job des Cayennepfeffers. Aber es gibt ja verschiedene Varianten der Schärfe. Pfeffer und Tabasco, normaler Ingwer – wähle Deine Lieblingsschärfe. Du kannst auch Galgant ausprobieren – das gibt noch einmal eine vollkommen andere Geschmacksnote. Galgant ist etwas milder in seiner Schärfe und hat eine leichte Zimtnote. Probier es aus. :)
– Falls Du den Saft noch einmal filterst, bleibt ein Trester zurück. Diesen kannst du für Kräcker verwenden oder auf den Kompost geben – die Nesseln sind ein Leckerbissen für jeden Kompost.
Brennnesselcocktail “Sweet Nettle”
Die fruchtige Variante des Brennnesselsafts ist sehr erfrischend, geht genauso schnell wie der pikante Kollege. Durch den Orangensaft sieht dieser Cocktail auch richtig schön leuchtend grün aus. Auch bekommt dieser Saft beim Mixen noch ein Schaumhäubchen, das durchaus mit dem Milchschaum auf dem Macchiato mithalten kann – in grün halt. ;)
Du brauchst:
– ein Longdrinkglas
– eine Handvoll Brennnesselspitzen
– eine Banane
– Orangensaft
– Wasser
– einen Spritzer gutes Öl
– Süße nach Wahl, zum Beispiel Datteln oder Honig
– Zitronensaft
– Eiswürfel
So wird’s gemacht:
– Die Brennnesseln waschen (am besten mit Handschuhen) und mit allen Zutaten in den Mixer. Mit Wasser auffüllen. Auch hier: Du entscheidest wie viel Wasser Du nimmst, aber die Kräuter sollten gut bedeckt sein, damit der Mixer nicht motzt.
– Gut durchmixen – auf höchster Stufe, mehrere Minuten. Wenn Du denkst, jetzt ist er fertig, dann mix noch mal eine halbe Minute.
– Jetzt kannst du wieder entscheiden: Filtern oder gleich trinken. Keine Angst, da brennt nichts mehr. Beim Filtern verliert er allerdings sein Schaumhäubchen.
– Abschmecken, eventuell die ein oder andere Zutat oder noch weiteres Wasser zugeben. Noch einmal gut umrühren.
– Ab ins Glas. Wenn Du den Saft nicht abgeseiht hast, dann gib das Schümli oben drauf.
– Das Glas mit einer Zitronen- oder Orangenscheibe garnieren und gleich servieren.
Tipps und Varianten:
– Das Schaumhäubchen kann mit jedem Milchschaum mithalten.
– Du kannst Deiner Fantasie freien Lauf lassen. Zu dieser Kombination passt wirklich alles.
– Vanille gibt ein wärmeres Aroma.
– Frischer Waldmeister ist auch total lecker. Bitte nimm ihn in Maßen, zu viel Waldmeister ist nicht gut, aber als Gewürz ist er wunderbar.
– Auch hier kannst Du eventuell Pflanzensahne dazu nehmen. Hat seinen eigenen Reiz.
– Oder Du nimmst statt des Wassers Mineralwasser – für den Blubb.
– Probier ein paar Veilchenblätter mit dazu. Einfach die Blätter mit in den Mixer. Das ergibt ein gaaanz leichtes Veilchenaroma – fast nicht zu schmecken und doch präsent. Aber bitte nur die Blätter, sonst wird dein Drink braun. ;) Wenn dir das nichts ausmacht – die Blüten sind natürlich intensiver in ihrem Aroma.
Ein paar Tipps für das Sammeln von Brennnesseln
Die Brennnessel ist stolz. Sie ahndet respektloses Verhalten sofort.
Ich liebe diese Kratzbürste sehr. Aber ich nähere mich ihr immer nur, wenn ich Zeit und Muse habe. Wenn ich es eilig habe und mir “nur schnell” einen “Nesselbooster” machen will, dann sorgt sie dafür, dass ich einen Gang runterschalte. Und sie stellt sicher, dass ich noch längere Zeit an ihre Lektion denke, grins. Sie findet dann immer einen Weg, mich zu brennen. ;)
Wenn ich Brennnesseln sammle, dann abseits der Straßen, der Hunderouten und Felder. In meinem Gärtchen hab ich extra einige Ecken für sie reserviert, denn man kann sie das ganze Jahr ernten. Jetzt sind die Triebe noch jung und zart. Und sie haben die gesamte Kraft des Frühjahrs in sich. Das ist echte Power.
Am besten Du nimmst Handschuhe und eine Schere. Dann kannst Du vorsichtig die oberen Blätter der Triebspitzen abschneiden. Sobald Du die Blätter weiterverarbeitet hast, brennen sie kein bisschen mehr.
Bitte nimm wirklich immer nur so viel, wie Du brauchst. Auch wenn Brennnesseln sehr gut wachsen und reichlich bei uns vorkommen, tut auch ihnen ein Raubbau weh.
Die Wirkung der Brennnessel
Die Brennnessel ist in erster Linie entwässernd. Das ist wunderbar, denn so hilft sie uns zu entgiften. Und der Frühling eignet sich ja gerade dafür hervorragend. :)
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Du zu jedem Glas Brennnesselsaft mindestens ein Glas Wasser trinkst. Denn das, was die Brennnessel an Giftstoffen aus dem Körper zieht, muss ja auch abtransportiert werden, sonst nutzt das ganze Entgiften dem Körper gar nichts.
Aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung ist die Nessel auch ein wahrer Nierenschmeichler. Sie ist freundlich zu den Verdauungsorganen und darüber hinaus entzündungshemmend. Die Volksmedizin verwendet sie gegen Rheuma verwendet, ist gut für Haut und Haar.
Spannend find ich, dass sie zum Beispiel älteren Männern empfohlen wird bei Prostata-Beschwerden. Mit Ausnahmen ist diese Klientel auch jene, die die Urtica in ihrem Garten aufs heftigste bekämpfen, weil sie ja „Unkraut“ ist und die sauber geschnittenen Beete überwuchert.
Übrigens …
Ein Saft aus dem frischen Kraut bewirkt mindestens genauso viel Positives, wie diese superteuren Detoxpulver, die es zurzeit überall zu kaufen gibt. Da ist nämlich auch überall Urtica drin, was nichts anderes heißt als Brennnessel. Auch viele andere Bestandteile dieser Detoxmittelchen findest Du vollkommen kostenlos und frisch in unseren Gärten. Löwenzahn zum Beispiel …
In diesem Sinne … probier es aus. :)
Pingback:Brennnessel - die stolze Königin