Der Holunder ist reif!

Holunder ist ein magischer Baum. Es gibt ihn überall – in Parks, auf Grünstreifen, im Wald und in Gärten. Die meisten sehen ihn nur nicht, weil sie nicht auf ihn achten. Dabei kann man so tolle Dinge mit den Blüten und im Herbst auch mit den Beeren anstellen.

2014_0906September0012

Vor ein paar Tagen war es soweit. Es ging auf Hollerjagd. Wie immer waren wir relativ spät dran und trotzdem haben wir noch jede Menge Beeren gefunden. Holunder ist eine meiner Lieblingspflanzen, die jedes Jahr mit Blüten UND Beeren unseren Speisezettel bereichern. Das Gute daran ist: Den Holunder gibt es so gut wie in jedem Park. Es fällt nur niemandem auf, weil die Leute nicht darauf achten.

Wir waren also beim Holler brocken. So weit so gut, doch was macht man nun mit all der Fülle? Wie verarbeitet man Holunder? Und was bringt das überhaupt?

Pflücken

Man kann den Holunder zwei Mal im Jahr ernten. Im Mai/Juni trägt er die Blüten. Sie sind erntereif, wenn die kleinen Sternchen der Blütendolde alle aufgegangen sind und weiß strahlen.

Die Beeren sind reif, wenn sie dunkel-lila sind. Solange sie grün sind, brauchen sie noch etwas Zeit.
Bitte: Niemals ALLE Blüten oder Beeren von den Büschen ernten. Für viele Tiere ist der Holunder eine wichtige Nahrungsquelle. Es gibt so viele Hollerbüsche, dass JEDER davon satt werden kann. ;)

Die Holunderbeeren roh zu essen ist keine gute Idee, denn die Kerne sind nicht bekömmlich. Sie können die Substanz Sambunigrin enthalten, aus der Blausäure freigesetzt werden kann. Diese kann Übelkeit und Erbrechen verursachen. Ob das wirklich so krass ist, weiß ich nicht. Ich habs nicht ausprobiert und plane auch nicht, dies zu tun. Deshalb achte ich darauf, dass ich nur reife Früchte ernte und koche sie, bevor ich sie verwende.

Verarbeitung und Verwendung in der Küche

2014_0906September0029

(Kleine Bemerkung zu diesem Bild: Mein Holler hatte die Eingebung, im Herbst – während er schon Beeren trug, noch eine zusätzliche Runde Blüten zu spendieren. Dabei sind diese netten Bilder herausgekommen. Dies ist also kein Fake, sondern nur ein verrückter Hollerbusch – passt zu uns. ;) )

 

Die Blüten können in Bierteig getaucht und in Fett herausgebraten werden. Das nennt man dann Hollerküchle. Oder man kann Sirup daraus machen – zusammen mit Zitrone und Mineralwaser ergibt das eine gute Alternative zu diesen überzuckerten Limonaden aus dem Handel.

Nach dem Pflücken werden die Hollerbeeren bei uns gewaschen und von den Stängeln gepfriemelt. Das geht am besten mit einer Gabel, mit der man die Dolden „kämmt“. Dann in einen großen Topf damit und Wasser drauf. Mindestens soviel, dass alle Beeren gut bedeckt sind, wenn man mehr „Ur“saft haben möchte, dann halt entsprechend mehr. Dann aufkochen – wie lange, darüber gibt es viele unterscheidliche Meinungen. Ich koche die Beeren ein paar Minuten auf und lasse sie dann etwa 20 Minuten ziehen.
Sobald das Ganze abgekühlt ist, presse ich die Beeren durch ein Mulltuch oder, wenn es dickflüssiger werden soll, durch ein Sieb. Die gute alte „Flotte Lotte“ macht hier immer wieder einen hervorragenden Job. :)

Sodele, dies ist dann mein Holler-Pressaft, aus dem ich Sirup, Marmelade, Saft und so weiter mache.  Bei 2,5 Kilo Beeren kommen je nach Wassermenge etwa 2 Liter Presssaft heraus. Da in diesem Saft außer Holunder noch nichts drin ist, sollte man ihn entweder zügig weiter verarbeiten oder einfrieren. Denn allzulange hält er sich so nicht.

Vorsicht: Holunder färbt alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Deshalb muss man auch immer noch ein paar Minuten mehr einplanen, um danach die Küche wieder auf Vordermann zu bringen. Auch das Mulltuch ist danach nicht mehr besonders ansehnlich. Zuerst ist es noch ein tolles dunkelrot, nach und nach verändert es sich in Richtung schmutzig-lila.

Das ist ein bisschen lästig und dennoch… wer einmal Holunder selbst verarbeitet hat, wird es immer wieder tun. Zumindest mir geht es so. Ich kann in keinem Jahr widerstehen.

Warum Holunder?

Zum einen hat Holunder einen einzigartigen Geschmack… ein bisschen herber als andere Beeren, aber nicht so herb wie Aronia zum Beispiel.

Zum anderen ist der Holler für uns im Winter das Mittel der Wahl, wenn der Hals kratzt. Holunder wirkt schweißtreibend und macht wunderbar von Innen her warm. Es gibt für mich nichts Kuscheligeres, als abends meinen Hollersirup herauszuholen, ein bisschen Zitrone mit rein und mit heißem Wasser aufzugießen. Dann ab auf die Couch, eine Decke und die Hände um die heiße Tasse Holundersirup legen.

Holunder mit Apfel1 Sept14

Außerdem hat der Holler eine Menge Vitamine auf Lager. Das Vitamin C, mit dem er vor allem beschenkt ist, geht beim Kochen der Beeren ja leider weitgehend verloren, nicht jedoch die B-Vitamine und das Eisen.

Ich persönlich mag den Holunder. In diesem Jahr gab es: Holler-Fruchtaufstrich mit Chia-Samen, Holler-Sirup, Holler-Zwetschgen- und Holler-Apfel-Marmelade mit Pektin. Ein bisschen Presssaft hab ich noch eingefroren… man kann ja nie wissen. :)

Hinweis: Ich bin keine Medizinerin und gebe auch keine Empfehlung für die Einnahme von Holunder oder sonstigen Mitteln. Bitte fragt vorher Euren Arzt, Apotheker, Guru oder wem auch immer Ihr in solchen Fragen vertraut.

Der Holler-Aufwand in diesem Jahr:

– Etwa ein Nachmittag Waldspaziergang und Garteninspektion zum Pflücken
– Ein Nachmittag mit etwa drei Stunden Arbeit für die verschiedenen Holler-Produkte (inkl. Gläser raus suchen)
– Danach gut eine Stunde Küche putzen, grrr
– Ach ja, und die Finger meines Kindes waren zwei Tage lang leicht lila – trotz Händewaschen

Der Holler-Ertrag in diesem Jahr:

– Sechs Gläser Holler-Apfel-Marmelade (halten sich ewig)
– Vier Gläser Holler-Zwetschgen-Marmelade (dito)
– Sechs Fläschen Holler-Sirup (hält sich etwa sechs Monate, der Link führt zum Rezept für Veilchen Sirup, das sich 1:1 auf den Holler übertragen lässt.)
– Ein Glas Chia-Samen-Holler-Fruchtaufstrich (leckerleckerlecker, war nach einer Stunde ratzeputz weg, ansonsten etwa zwei Tage)

Anstatt: Zucker-Limonaden, Fertig-Marmeladen, Halskratzen, Eisklumpen an den Füßen ;)

Wusstest Du …?

Der Holunder wurde seit je her als Schutzpflanze angesehen. Er sollte vor bösen Geistern und Blitzschlag bewahren. Und es heißt, dass vielen dieser Strauch heilig war. In ihm sollte der Hausgeist wohnen und in jeder Generation gab es ein Familienmitglied, das für den Holler am Haus (und den gab es fast an jedem Gebäude) zuständig war. Wer dem Holler einen Schaden zufügte, der lief Gefahr krank zu werden oder gar zu sterben.

Kein Wunder, denn schon die Germanen brachten ihn in Verbindung mit der Göttin „Hel“, der Göttin der Unterwelt. Dieser Glaube findet sich in der Geschichte von Frau Holle wieder. Der Holunder ist ihr geweiht. In Nordhessen gibt es einen „Frau-Holle-Teich“ der angeblich unendlich tief sein soll – und der Eingang zur Unterwelt.

Dementsprechend wird dem Holler auch immer wieder ein Image als Feenpflanze verpasst. Ich mag das. Der Holunder war der erste Busch, den ich in meinem Gärtchen gepflanzt habe. :)

Lesetipps zum Thema Holunder:

Holunder-Wunderwelt*, Sepp Porta

Holunder Wunderwelt In diesem Buch gehts um die Inhaltsstoffe und Talente des Holunders. Es ist nicht so bekannt, wie andere Bücher über Holunder, aber ich hab so manch wertvollen Tipp rausgelesen.

 

 

Holunderzauber: Ein Kochbuch & mehr*, Andrea Oppermann

HolunderzauberHier sind ganz nette Rezepte zu finden. :) Ich mags…

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert