Immer wieder höre ich von Leuten, es sei schwierig, sich von regionalen Lebensmitteln zu ernähren. Letztens sagte mir jemand: „Zur Zeit ist das doch schon gar nicht möglich. Ist doch November, da wächst doch nix.“ Da hab ich mir gedacht, ich zeig mal, was man alles so zum essen finden kann – regional. Vielleicht bekommt ihr ja ein paar Anregungen dadurch. :)
Fette Beute auf dem Markt
Schaut mal her. Das war meine Ausbeute heute. Wie viele Kilo das sind, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich ganz schön schleppen durfte. Die Marktleute lachen schon immer, weil ich so viel mit heimtrage. Die meisten essen recht viel Fleisch. Das ist halt bei uns nicht so. Aus dem, was Du da auf dem Foto siehst, machen wir 8 volle Mahlzeiten, was zum Knabbern und was zum Würzen.
Langt also locker für eine Woche. Eigentlich noch länger, weil ich die Reste einfriere. Insgesamt hab ich für diese Fülle knapp 25 Euro bezahlt. Ok, auf dem Foto fehlen noch die Beilagen – Reis, Dinkel, Couscous oder auch mal Nudeln.
All das auf dem Foto ist aus der Region und hat gerade „Saison“. Bei einigen geht die Saison zu Ende, ok, aber es gibt sie noch – zum Beispiel die Tomaten.
Was seht Ihr auf dem Foto?
Wirsing:
Da wird ein Eintopf draus. Dazu gibt es Kartoffeln – ganz klassisch.
Spitzkohl:
Der wird einfach in der Pfanne angebraten – mit Wasser abgelöscht und mit Muskat, Salz und Pfeffer gewürzt. Dazu gibt es Kartoffeln oder Nudeln.
Blumenkohl:
Ich finde Blumenkohl gedünstet ziemlich fad, aber als Ofengemüse gemacht – mit einer Marinade aus Öl, Zitrone und Petersilie zum Drüberträufeln … lecker! Ich hatte noch einen kleinen Kopf daheim, beide kleinen Köpferl zusammen ergeben eine volle Mahlzeit für zwei Personen, mit ein paar Paprikaschnitten auf einem zweiten Blech werden locker drei Personen satt. Aber so, wie ich die meinen kenne, wird ein Teil eh wieder roh zwischendurch geknabbert. Also gibt´s dazu noch einen Salat und eventuell die Ofenpaprika.
Rosenkohl:
Kann gedünstet oder einfach so als Rohkost gegessen werden.
Tomaten:
Das sind sogenannte Suppentomaten – nicht so schön und zum Teil ein bischen angeknatscht, aber die haben JETZT wirklich einen tollen Geschmack. Sie sind günstiger, weil sie sich nicht mehr so lange halten. Den größten Teil davon werd ich allerdings trocknen – als Vorrat zum Würzen.
Grünkohl:
Der ist für das nächste Blech Grünkohl-Chips … :) Das Rezept hatte ich Euch vergangene Woche gepostet.
Äpfel:
Lageräpfel vom Biobauern, zwar klein aber megaknackig. Wenn ihr genau hinseht, entdeckt ihr vielleicht noch einige Minis. Die mit den braunen Dellen … die hab ich nicht vom Markt. Meine Tochter hat die Wildäpfel gestern beim Waldspaziergang entdeckt. Sie haben braune Flecken und so manche Delle, sind ziemlich hart – aber so süüüüüß… wir haben uns ein paar mitgenommen.
Kürbis:
Daraus werden wir Ende dieser Woche ein Kürbis-Apfel-Ragout machen. Dazu gibt es voraussichtlich ganz normalen Reis oder Dinkel, oder Grünkern. :)
Rotkohl:
Er wird einfach in Streifen geschnitten, in der Pfanne angebraten und mit Apfelsaft oder Orangensaft abgelöscht. Und zwar soviel, dass eine Soße entsteht. Ich geb dann vielleicht noch ein paar Beeren mit dazu oder Apfelstücke – ich weiß es noch nicht. Das mach ich nach Lust und Laune. Wenn ich viel Lust hab, gibt es dazu Kartoffelknödel, bei wenig Muse wird es Dinkel oder Couscous dazugeben.
Pilze:
Die Egerlinge stammen ebenfalls aus der Region. Sie werden zusammen mit der Petersilie zu einer Pilzpfanne.
Birnen, Paprika, Gurken:
Rohkost-Knabbereien – jeder nimmt sich, wenn er Lust darauf hat.
Petersilie:
Zum Teil brauch ich die für die Pilzpfanne, dann brauch ich einen Teil für den Blumenkohl – und den Rest werde ich entweder als Vorrat trocknen oder ich hau sie zum Grünkohl und lass Chips aus ihnen werden. Mal sehen.
Lebensmittel statt Zombienahrung
Ihr seht also, es gibt eine Fülle an frischem Gemüse – auch jetzt noch, im grauen November. Für mich ist das die Art, wie ich mich ernähren will. Klar, da ist kein Fleisch dabei, weil wir auch keines essen – aber das ist für mich nicht das Unterscheidungskriterium. Für mich geht es darum: Lebensmittel oder Zombienahrung. Und Kriterium für ein „Leben“smittel ist für mich eben die Frische.
Ok, ich hör jetzt schon den Einwand. Da ist mir zu aufwendig, die Zeit hab ich nicht. Ich bin schließlich berufstätig. Jepp, versteh ich, bin ich ja auch.
Es ist sicherlich eine Umstellung und eine andere Planung, als wenn man im Supermarkt Fertiggerichte einkauft. Ich geh gleich morgens um 8 Uhr zum Markt – vor der Arbeit, wenn ich mein Kind zur Schule bringe. Um halb neun ist das erledigt – und ich düse los.
Nur ein bisschen umdenken – dann passt frisch auch in den Alltag
Der Aufwand für die einzelnen Gerichte ist unterschiedlich. Viele kann ich vorbereiten. Manche trocknen im Backofen so vor sich hin … und einige gehen megaschnell. Spitzkohl zum Beispiel – den schnibbel ich schnell in Streifen und hau ihn in die Pfanne. Nach ein paar Minuten ist der fertig. Wirsing … klein schnibbeln, in einen Topf, Wasser drauf – und er köchelt sich fertig. Noch würzen, voilà. Das Apfel-Kürbis-Ragout ist ein wenig aufwendiger, aber das wiederum kann ich super vorkochen – und portionsweise einfrieren. Damit hab ich dann wieder ein schnelles Essen für die nächste Woche.
Ich gebe zu: In puncto Zeit kann die Zubereitung von frischen Zutaten nicht mit Fast Food oder Mikrowelle mithalten – selbst dann nicht, wenn die doofe Verpackung einfach nicht aufgehen will, grins. Aber es braucht auch nicht so viel Zeit, wie viele befürchten. 45 Minuten – mit Übung etwa 30 Minuten im Schnitt … Und letztendlich schenkt mir dieser Aufwand wiederum Zeit – Lebenszeit. Davon bin ich fest überzeugt.
Vielleicht ist ja die ein oder andere Anregung für Euch dabei. Viel Spaß damit.
:)