Superfood vor der Haustür: Erdbeeren

Die Erdbeer-Saison ist endlich im Anmarsch. Ich freue mich jedes Jahr über die roten Beeren, denn sie eröffnen mit dem Rhabarber die Fülle des Obstjahres. Bevor die Erdbeeren da sind, sieht es ja recht mager aus mit heimischem Obst und Gemüse.

Regionales Superfood ErdbeereIn der Erdbeerzeit könnte ich mich in diese süßen Früchtchen echt hinein legen. Ich esse sie gerne, ich verarbeite sie gerne, liebe es, wenn sie in meinem Gärtlein leuchten. Umso ekliger finde ich Erdbeeren übrigens im Dezember. Wenn beim Weihnachtsmenü als “krönender” Abschluss „frische Erdbeeren“ gereicht werden, dann schüttelt es mich. Denn es ist klar, dass dies Qualfrüchte sind, die niemals die Sonne gesehen haben, die vollgepumpt sind mit Pestiziden und die quer über den Globus geschippert wurden. Alles, was im Folgenden über die Heilkraft der Erdbeeren gesagt wird, gilt mit ziemlicher Sicherheit nicht für die außersaisonalen Früchte – im Gegenteil.

Erdbeeren – kühlend und stärkend

Selbst, wenn man im Dezember Erdbeeren fände, die nicht mit Pestiziden belastet sind, wäre es nicht schlau sie dann zu essen. Erdbeeren sind nämlich ein kühlendes Nahrungsmittel. Betrachtet man die Inhaltsstoffe und Wirkungsweise der Erdbeere an, dann sieht man, wie perfekt sie in ihre eigene Jahreszeit passt. Im Mai und Juni ist es (normalerweise) warm und die Frühjahrszeit neigt sich dem Ende zu.

Durch ihre kühlende Wirkung hilft sie dem Körper, sich an die warme Jahreszeit zu gewöhnen. Gleichzeitig füllt das Beerchen die Vitamindepots noch einmal kräftig auf. Sie hat viel Vitamin C in sich, eine ganze Reihe an B-Vitaminen, Folsäure und Vitamin E und K. Vitamin K ist wunderbar, denn im Juni scheint wieder öfters die Sonne (ähm, normalerweise). Mit anderen Worten: Der Körper beginnt vermehrt Vitamin D zu produzieren. Und er braucht Vitamin K, um das auch verwerten zu können. Außerdem braucht er dazu noch Magnesium – auch das hat die Erdbeeren zu bieten. Darüber hinaus noch: Kalium, Calcium, Eisen Zink, Mangan und Kupfer – alles Mineralstoffe, die nach dem langen dunklen Winter die Nährstoffdefizite ausgleichen.

Darm-Reiniger und Stoffwechsel-Animateur

Wegen der kühlenden Wirkung wird die Erdbeere in der Heilkunde auch gerne zur sanften Unterstützung bei Fieber gegeben. Darüber hinaus hilft das rote Früchtchen, den Darm sanft zu reinigen – auch ziemlich passend für das endende Frühjahr, denn noch immer gilt es, die restlichen Schlacken des Winters loszuwerden.

Wenn man den Kräuterbüchern glaubt, dann ist die Erdbeere ziemlich gut darin, den Stoffwechsel und das Immunsystem anzukurbeln. Sie wird immer wieder als sehr wirksames Mittel gegen Rheuma und Gicht genannt. Carl von Linné, ein schwedischer Botaniker, berichtet, dass er mit einer Erdbeerkur seine Gicht geheilt habe.

Auch bei Hämorrhoiden, venösen Stauungen, Nierenleiden, erhöhtem Blutdruck und Erkrankungen der Leber soll die Erdbeere unterstützend wirken. Übrigens haben

Natürlicher Lieferant von Salycilsäure

Die Erdbeere hat eine Menge basischer Mineralien im Gepäck. Sie hilft also den Säure-Basen-Haushalt zu regulieren. Ein weiterer interessanter Inhaltsstoff der Erdbeere ist Salycilsäure. Sie ist schmerzstillend, entzündungshemmend und verringert die Blutgerinnung. Salicylsäure kommt in vielen Pflanzen vor, unter anderem auch in der Weidenrinde oder im Mädesüß.

Man kennt den Begriff Salicylsäure abgewandelt vielleicht aus der Pharma. Der Wirkstoff von Aspirin – dem altbekannten Kopfschmerzmittel – heißt Acetylsalicylsäure. Das ist die synthetisierte Form der Salicylsäure. Einen Hinweis darauf gibt der Name Aspirin. Die Salycilsäure heißt auch Spirsäure – und diesen Namen hat sie durch oben erwähntes Mädesüß bekommen, das auch Spiere genannt wird und früher mit botanischen Namen Spiraea ulmaria L. hieß (heute: Filipendula ulmaria). Das „A“steht für Acetyl und das „spir“ für die Spiere. Die Salycilsäure ist im Medikament allerdings in wesentlich höherer Konzentration enthalten, als in der Pflanzen. Deshalb dürfen Erdbeeren ja auch ohne Beipackzettel verkauft werden. ;)

Das soll jetzt nicht heißen, dass Du ab sofort nur noch Erdbeeren essen sollst, wenn Du Kopfschmerzen oder Gicht hast. Die Erdbeere ist ja keine Medizin in diesem Sinne – sondern ein Lebensmittel. Mir geht es darum, dass wir unsere Lebensmittel weise wählen und einsetzen. Wenn wir wissen, dass die Erdbeere nicht nur lecker schmeckt, sondern auch eine bestimmte Wirkung hat, dann können wir sie gezielter in unsere Ernährung einbauen und unseren Körper unterstützen, sich zu heilen.

Erdbeeren als Heilmittel

Es gibt eine Menge Anwendungen, bei denen Erdbeeren gezielt als Heilmittel empfohlen werden. Hier kommen vor allem die Blätter der Erdbeeren zum Zug. Der Aufguss zum Beispiel wird bei Durchfällen, Harnwegs- und Lebererkrankungen oder auch bei Entzündungen im Rachenraum eingesetzt. Bei Hämorhoiden verwendet man den Aufguss als Sitzbad. Im Allgemeinen heißt es, man solle 1 Handvoll Blätter mit 500 ml kochendem Wasser übergießen und etwa 30 Minuten sieden lassen. Dann abseihen und alle 3 bis 4 Stunden einen Teelöffel einnehmen (bei Durchfall) oder mehrmals am Tag gurgeln (bei Entzündungen im Rachenraum). Übrigens heißt es, dass die Walderdbeeren eine intensivere Wirkung haben, als die domestizierten Sorten.

Du kannst es auch mit einer Erdbeerkur zur Verdauungsförderung, bei venösen Stauungen oder Gicht als unterstützende Maßnahme versuchen. Dabei werden über acht Tage dreimal täglich 125 Gramm frische Erdbeeren gegessen.

Bitte mach sowas nie im Alleingang, sondern immer nur gemeinsam mit Deinem Arzt, Heilpraktiker oder sonstwem, den Du in dieser Hinsicht für kompetent hälst. Dieser Artikel will keine genauen Heilempfehlungen, sondern Impulse geben. Das wollte ich  betonen, damit nicht irgendwelche Missverständnisse aufkommen.

Erdbeeren in der Kritik

Es gibt auch Stimmen, die vor Erdbeeren warnen. Hildegard von Bingen – deren Pflanzenwissen ich übrigens sehr schätze – mochte die Erdbeere übrigens gar nicht. Für sie war die Erdbeere eines der Küchengifte. Der offizielle Grund: Sie wachsen nahe an der Erde und in fauliger Luft – deshalb verursachen sie Schleim und sind als Lebensmittel ungeeignet. Hildegard von Bingen war eine sehr weise Frau. Allerdings war sie auch eine Frau der Kirche. Und so könnte es auch sein, dass sie die Erdbeer ganz bewusst verdammt hat.

Denn die Erdbeere wird in der Mythologie als Sinnbild für erotische Liebe und unzüchtige Gedanken gehandelt. Sie steht für Sinnlichkeit, Verlockung und Sünde. Hildegard von Bingen war Benediktinerin und Äbtistin – darüber hinaus musste sie aufgrund ihrer Gesichte und Visionen sehr vorsichtig sein, nicht mit dem Teufel in Verbindung gebracht zu werden. Möglicherweise liegt ihre offene Abneigung für die Erdbeere hier begründet. Ich weiß es nicht.

Auch wenn ich ihrem Rat sehr oft und gerne folge, in diesem Fall ignoriere ich ihn. Denn mir tut die Edbeere gut – in der Zeit, wenn sie Saison hat. Ich schmökere für mein Leben gerne in Kräuter-und Heilbüchern, aber das letzte Wort hat IMMER mein Körper. Wenn es mir mit einem Lebensmittel gut geht, dann esse ich es, wenn nicht, dann lass ich es.

Ein Erdbeer-Rezept für Freaks

Wir essen Erdbeeren am liebsten roh und als Marmelade – wenngleich sie in letzterer Form sicher kaum mehr Inhaltsstoffe in sich hat, die zudem noch vom Zucker zunichte gemacht werden. Egal, Erdbeermarmelade ist einfach zu lecker.

Meine liebste Zubereitung der Erdbeere ist aber eine Roh-Variante. Und sie ist ein typisches Beispiel für Konditionierung, denn das Rezept stammt aus meiner Kindheit und wird wahrscheinlich niemals in einem Kochbuch seinen Platz finden. Dazu ist es zu einfach – und auch zu freaky. ;)

Es geht ganz einfach: Man nehme eine Schale Erdbeeren und wasche sie gründlich unter fließendem Wassser. Schneide die Erdbeeren in Stücke und – zermantsche sie mit einer Gabel. Es sollte ein richtiger Brei mit kleinen Fruchtstückchen daraus entstehen (Küchenmaschinen kriegen das nicht richtig hin, klappt nur mit Handarbeit). Dann fülle das Ganze mit Milch auf. Ich nehme Hafer- oder Mandelmilch, aber wer Kuhmilch trinkt, der kann auch Kuhmilch nehmen. Wenn die Erdbeeren reif und süß sind, dann ist es jetzt fertig. :) Wenn nicht, kommt noch ein Löffel Süße mit hinein. Voilá.

Zusammen mit einem frischen Stück Brot ist das für mich der Inbegriff eines köstlichen Abendessens im Juni – ich geb es zu. Und jedes Mal, wenn ich das esse, habe ich eine Situation mit meiner Mutter vor meinem inneren Auge. Sie hat mir das früher immer gemacht – und ich kann mich an einem Moment erinnern, als wir beide vor unserem Erdbeermantsch saßen, uns ansahen und gelächelt haben.

Und genau das ist es, was ich an diesem Erdbeermantsch so sehr liebe. Konditionierung pur, ich  weiß – aber schön. :) Leider hat sich diese Begeisterung nicht auf die nächste Generartion übertragen. Meine Tochter findet mein Gemantsche seltsam – naja, eher eklig. ;) Aber damit kann ich leben. Sie isst ihre Erdbeeren pur, ich meinen Mantsch – und wir lächeln uns an.

Erdbeeren machen das Leben einfach schön, finde ich.

Wie isst Du die Erdbeeren? Lass mir doch einen Kommentar da – ich freu mich darüber. :)

4 Kommentare

  1. Christine Palamides

    Erdbeeren ? in Stückchen geschnitten und ein Butterbrot dazu…. das ist meine schöne Abendbrot- Kindheitserinnerung.
    Das versteht auch keiner.
    Dankeschön für deine Beiträge, sie bereichern mich!

  2. „Erdbeermatsch“ find ich gut. Bei mir werden sie geviertelt und leicht gezuckert. Wenn sie durchgezogen sind, kommt Naturjoghurt und Milch/Kaffeesahne dazu. Und dann darf gematscht werden :-)

    • Gabriele Nehls

      Auch ne gute Variante. Muss ich mal ausprobieren… vielleicht mit dem Mandeljoghurt. Danke Lisbeth … :)

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